Transkription

Berbisdorf Bez. Dresden,
am 14. IV 42

Sehr verehrter Herr Professor,

vielleicht erinnern Sie sich
noch ein wenig an mich, wenn ich
Ihnen schreibe, daß ich während
des Rundgangs bei der Jury der O-
lympischen Kunstausstellung an Ihrer
Seite gehen durfte, zwischen den an-
deren Herren dolmetschend – Sie konn-
ten sich ja mit dem Italiener
und Schweden gut verständigen.

Seitdem – es sind nun fast 6
Jahre vergangen und, nachdem nun
der Krieg schon ein paar Jahre dauert,
erscheint mir 1936 tatsächlich
„olympisch“ – bin ich immer in
Dresden, meistens an einem Museum

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tätig gewesen und immer nur für wenige
Tage in Berlin, sodaß keine Zeit war, Ihrer
liebenswürdige Einladung, einmal in Ihr
Atelier zu kommen, zu folgen.

Ich möchte jetzt aber nicht ver-
säumen, Ihnen zu Ihrem 65. Geburts-
tag meine herzlichsten Wünsche zu bringen
und Ihnen zu sagen, wie dankbar ich Ihnen
für die gemeinsamen, für mich unver-
geßlichen Stunden bin. Ich habe so oft
daran gedacht, wie viel Ruhe von Ihnen
ausging und ich wünsche Ihnen, daß
sie Ihnen noch recht lang erhalten
bleibt und daß Sie bei guter Gesundheit
zu unser aller Freude weiter schaffen
können!

Ihre eigene Heimat, Sachsen, ist sehr
stolz auf Sie und wird Ihnen in den näch-
sten Tagen gratulieren, wie ich heute
im Heimatrat Sachsen in der Reichsstatt-
halterei, wo ich jetzt arbeite, hörte.

Mit herzlichen Wünschen und Grüßen

Ihre sehr ergebene
Elfriede Schulze