Transkription

(Reichskunstwart, Dr. Edwin Redslob, Reichministerium des Innern, Berlin NW 40, Fernspr. Hansa 1680)
(Neu-Babelsberg, Waldweg Stahnsdorfer Str. 102 B, Fernspr. Potsdam 7778)
7.VI.27.

Sehr verehrt[er] u. lieber Prof. Kolbe,
daß ich zu Ihrem 50. Geburtstag nicht mit
einem Gruß zu Ihnen gekommen bin,
bedrückt mich sehr – aber ich habe
durch eine Reise den Tag ausser
Acht gelassen. Und seitdem will ich
Ihnen immer schreiben, und heute tue
ich es endlich. – Es kommt mir
nur so merkwürdig vor: ich sehe
in Ihrem Schaffen so gar keinen Ab-
schnitt – ich sehe u. verehre ein
stetes Sich-Treu-Bleiben und einen
Weg, an dem das ununterbrochen
gleichmässige Vorausgehen und Ansteigen

Seite 2

für mich das Grosse ist.

Mitunter will es mir scheinen, als
bilde sich ein neuer Anstand
im heutigen Deutschland heraus. Und
wenn ich dann Werke und Namen
überlege, heisst es immer KOLBE –
und ich sehe die Welt Ihrer Gestalten.
Aber das lässt sich nur ganz schüchtern
sagen. Ihre Zeit wird kommen,
und also sind Sie noch lange
kein Jubilar.

Herzlich und verehrungsvolle
Grüße
Ihr
Edwin Redslob