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Foto Enric Duch

Das Georg Kolbe Museum wandelte sich in seiner Geschichte von einer Kolbe-Gedenkstätte hin zu einem aktiven Forschungsort. Ein Meilenstein auf diesem Weg ist die wissenschaftliche Erschließung und Digitalisierung des künstlerischen, fotografischen und schriftlichen Nachlasses Kolbes, die mit Mitteln des Berliner Senats seit 2013 großzügig unterstützt wird.

Das Gesamtwerk Kolbes umfasst knapp 1.000 plastische Werke, davon befindet sich ein großer Teil im Besitz des Georg Kolbe Museums. Neben den Bronzen und Gipsmodellen verwahrt das Museum über 1.500 Zeichnungen und Druckgrafiken, die zu Kolbes Lebzeiten einen wichtigen Stellenwert innerhalb seines Schaffens einnahmen.

Der Bildhauer nutzte das Medium der Fotografie, um den Entstehungsprozess seiner Werke vom Ton- über das Gipsmodell bis hin zur fertigen Bronze festzuhalten. Wie die Gipsmodelle bieten die historischen Fotografien oft den einzigen Nachweis eines Werkes, das nicht erhalten geblieben ist.

Auch im schriftlichen Nachlass Georg Kolbes finden sich eine Fülle von Hinweisen auf einzelne Kunstwerke und ihre Entstehungsbedingungen. Dazu zählen zahlreiche Briefe an den Künstler – darunter Schreiben von bekannten Persönlichkeiten wie Ernst Barlach, Theobald von Bethmann Hollweg, Erich Heckel, Karl von der Heydt, Annette Kolb, Max Liebermann, Ludwig Mies van der Rohe oder Hans Prinzhorn.

Ob als Mitglied der Berliner Secession oder später als Vorsitzender der Freien Secession, Kolbe suchte immer den Austausch mit seinen Kolleginnen und Kollegen, die über die Korrespondenzen hinaus mit ihren Kunstwerken in der Sammlung des Museums vertreten sind. Zu den jüngst digitalisierten Exponaten zählt eine Auswahl von Arbeiten von Auguste Rodin, Aristide Maillol ebenso wie Werke von Renée Sintenis, Karl Schmidt-Rottluff, Richard Scheibe, Gerhard Marcks und Wilhelm Lehmbruck. 

Ein inhaltlich bedeutender und umfangreicher Teil des schriftlichen Nachlasses von Kolbe wurde im Lauf der 1970er-Jahre von Kolbes Enkelin Maria von Tiesenhausen, der damaligen Direktorin des Museums, nach Kanada verbracht, wo diese bis zu ihrem Tod 2019 lebte. Ein Jahr später erfolgte die Rückführung jener Dokumente und Werke, die rechtmäßig der Georg Kolbe-Stiftung gehören. Dank der Förderung der Ernst von Siemens Kunststiftung sowie der Hermann Reemtsma Stiftung konnte das Material systematisch gesichtet und erschlossen werden. Zurzeit wird der bis 2020 der Forschung unbekannte Nachlassteil inventarisiert und in das bestehende Archiv eingegliedert, bevor wir im kommenden Jahr dessen Digitalisierung und Präsentation in unserer Online-Sammlung umsetzen werden.