Kolbe im Atelier
Georg Kolbe in seinem Atelier in der Von der Heydt-Straße, 1926

 

Das Online Werkverzeichnis der Plastiken von Georg Kolbe leistet einen wichtigen Beitrag für die zukünftige Auseinandersetzung mit dem Schaffen des Künstlers. Es ist ein vertiefter Einblick in das plastische Gesamtwerk und seine Genese möglich. Die formalen Entwicklungsstadien von Motiven und Werkgruppen lassen sich durch das nun deutlich leichter zugängliche vergleichende Betrachten nachvollziehen. Zudem hat sich das bislang bekannte Gesamtwerk vergrößert: so konnten etwa anhand von Fotografien zahlreiche unbekannte Werke nachgewiesen und nun erstmalig publiziert werden. Das Online Werkverzeichnis ermöglicht uneingeschränkten und weltweiten Zugang zu einer wichtigen Quelle der Skulpturgeschichte des 20. Jahrhunderts. 

Die digitale Form erlaubt es, neu gewonnene Erkenntnisse und ergänzende Inhalte flexibel zu integrieren und die grundlegenden Angaben zu den Werken zu vertiefen. Eine Besonderheit ist die direkte Anbindung an die bereits seit Jahren bestehende online zugängliche Präsentation der Sammlung des Georg Kolbe Museums mit ihren plastischen Werken, Zeichnungen, historischen Fotografien und Korrespondenzen. Zu den Werkverzeichnisobjekten können die Vergleichsstücke der Sammlung direkt aufgerufen werden.

Schon Georg Kolbe selbst hat für die Dokumentation seiner Werke in Listen und Fotografien gesorgt. Er arbeitete mit verschiedenen namhaften Fotografen zusammen und stellte zu diesem Zweck Margrit Schwartzkopff ein, die neben ihrer fotografischen Tätigkeit auch Kolbes geschäftliche Korrespondenz führte. Leider sind ein großer Teil dieser wichtigen Quellen und Kolbes Vorarbeiten zu einem Verzeichnis seiner Werke 1944/45 bei seinem Aufenthalt in Schlesien verloren gegangen. Viele Fotobeschriftungen von Margrit Schwartzkopff und auch von Kolbes Enkelin Maria von Tiesenhausen – beide Direktorinnen des 1950 gegründeten Georg Kolbe Museums – helfen jedoch bei der Identifizierung von Werken und zeugen von ihren Bemühungen, das Werk Kolbes zu erfassen. Ein erstes, 1966 von Kurt von Meier als Dissertation an der Princeton University veröffentlichtes Werkverzeichnis stützte sich im Wesentlichen auf die im Museum gesammelten Bestände. In den 1970er-Jahren begann durch Hella Reelfs die grundlegende Erforschung des Werks, die sie allerdings nicht abschließen und veröffentlichen konnte. Mit ihrem Amtsantritt als Direktorin des Georg Kolbe Museums übernahm 1978 Ursel Berger diese Aufgabe und konzentrierte sich zunächst auf den Sammlungsbestand des Museums. 1990 erschien ihre für die Kolbe-Forschung grundlegende Publikation „Georg Kolbe. Leben und Werk, mit dem Katalog der Kolbe-Plastiken im Georg-Kolbe-Museum Berlin“, die mit ca. 200 Plastiken etwa ein Fünftel des plastischen Gesamtwerks des Künstlers detailliert beschrieb. In vielen Einzelstudien konnte Berger die Kenntnis des Werks erweitern, in seiner Tiefendimension erschließen und insbesondere mit ihren Forschungen zu biografischen Zusammenhängen seine Verflechtung mit dem zeitgenössischen Umfeld darlegen. Ab 2019 wurde die Erarbeitung des Werkverzeichnisses durch Ursel Berger und Thomas Pavel von der Hermann Reemtsma Stiftung sowie der Ernst von Siemens Kunststiftung unterstützt. 2021 hat Thomas Pavel die Arbeit daran federführend übernommen und in Zusammenarbeit mit Carolin Jahn die Datenbanklösungen erarbeitet. Aktualisierungen und Ergänzungen werden fortlaufend vorgenommen.

 

Die Erarbeitung und Veröffentlichung des Online Verzeichnisses von Georg Kolbes Plastiken wurde großzügig gefördert durch:

Reemtsma-Logo

                                                                                                                                                             

 

 

Siemens-Logo

                                                                              

                                                                             

WVZ-Erläuterungen

 

Stand
Um bei der stetigen Aktualisierung des digitalen Verzeichnisses eine Orientierung zu bieten, gibt das Datum unter der Überschrift „Werkverzeichnis Georg Kolbe“ den letzten Stand der Erarbeitung an, das Datum, an dem zuletzt eine Aktualisierung vorgenommen wurde.

WVZ-Nr.
Um auf neu entdeckte und in das Verzeichnis aufzunehmende Werke reagieren zu können, wurde eine Nummerierung gewählt, die nach Jahren gruppiert ist: die ersten zwei Ziffern vor dem Punkt geben das Entstehungsjahr an, die folgenden drei die Reihenfolge der Werke innerhalb dieses Jahres. So verändern neu eingeschobene WVZ-Nummern nicht die gesamte Nummernfolge.

Titel
Als Haupttitel wird in der Regel der historisch eingebürgerte bzw. meist verwendete Titel angeführt.

Weitere Titel
Oftmals wurden in Katalogen oder anderen Publikationen abweichende oder variierende Titel verwendet, die vielfach nicht von Kolbe selbst geprägt wurden. In einigen Fällen nutzte Kolbe aber auch zunächst provisorische Titel, die erst später durch die endgültigen ersetzt wurden. Um in diesen Fällen eine Identifizierung zu ermöglichen, wird eine Reihe dieser „weiteren Titel“ angeführt. In einigen Fällen werden abweichende Titel bei der entsprechenden Literatur genannt.

Dargestellte(r)
Es wird die jeweils porträthaft dargestellte Person genannt, nicht aber das oft ebenfalls zu identifizierende Modell. Nach Möglichkeit wird zu ihrer eindeutigen Identifizierung und der Erschließung ihrer biografischen Daten die Person mit ihrer GND-Nummer (Gemeinsame Normdatei) in Form eines anklickbaren Buttons verknüpft. 

Datierung
Das Werk wird in der Regel nach dem Zeitpunkt des Entwurfs datiert, nicht nach u. U. später erfolgtem Bronzeguss. Im Einzelfall kann es aber sinnvoll sein, eine zeitlich deutlich später erfolgte Umsetzung, etwa in Stein durch einen Steinmetzen, oder eine zeitlich abgrenzbare Wiederaufnahme der Arbeit z. B. wegen Zerstörung des Ursprungsmodells als zweiten Zeitpunkt zu benennen.
ca. oder um: die Datierung lässt sich nicht eindeutig fixieren
1902/03: das Werk entstand in diesen Jahren
1943/47: das Werk wurde 1943 begonnen, aber erst nach einer mehrjährigen Pause 1947 weiterbearbeitet und fertiggestellt

Material/Technik
Angegeben wird zuvorderst das Material, in dem das Werk ausgeführt wurde, in der Regel Bronze, aber auch Stein oder Terrakotta. Wurde das Modell nicht in ein endgültiges Material umgesetzt, handelt es sich meist um Gips oder auch ungebrannten Ton. Da sich die Versionen eines Werkes, die in verschiedenen Materialien ausgeführt wurden (etwa Bronze und Terrakotta) wegen unterschiedlicher Materialeigenschaften in ihrer Größe unterscheiden, werden sie in der Regel als eigene Werknummern geführt. Besondere Techniken wie Bemalungen oder Vergoldungen werden angeführt, das zu erwartende Gießen und Patinieren bei Bronzegüssen hingegen nicht. Auch wird nicht zwischen Sand- und Wachsguss unterschieden.

Maße
In der Regel wird als einzig sicher zu ermittelndes Maß die Höhe des Werks in cm angegeben, bei liegenden Figuren hingegen auch die Breite, in einzelnen Fällen auch die Tiefe (Höhe x Breite x Tiefe). Reliefmaße werden mit Höhe x Breite und, wenn bekannt, auch der Tiefe angegeben, bei runden Medaillen und Münzen der Durchmesser.
Bei Porträts und aufgesockelten Köpfen wird in der Regel das Höhenmaß ohne Sockel angegeben. Bei mehreren Exemplaren kann das Sockelmaß variieren. Wenn Porträt und Sockel aus demselben Stein gearbeitet bzw. in einem Stück gegossen wurden, wird die Gesamthöhe angegeben.
Soweit die Maße nicht selbst ermittelt werden konnten, wurde das in der Literatur am häufigsten genannte Maß übernommen. Angaben wie „lebensgroß“ oder „1/2 lebensgroß“ gehen oft auf Georg Kolbe selbst zurück.

Bezeichnung
Bezeichnungen werden dann angeführt, wenn sie eindeutig sind: bei Unikaten und wenn die Signatur im Gipsmodell nachweisbar ist. Bei Auflagenobjekten hingegen können die Bezeichnungen von Exemplar zu Exemplar variieren, der Gießerstempel kann unterschiedliche Formen aufweisen, an wechselnden Stellen angebracht oder auch vergessen worden sein. Eindeutigkeit kann hier nur die Beschreibung des einzelnen, genau zu identifizierenden Objekts leisten. Sofern bekannt, wird die Form und die Position der Bezeichnung angegeben. Um Irritationen zu vermeiden, werden Positionsangaben von „rechts“ und „links“ in der Regel vermieden und auf „vorn“, „hinten“ und „seitlich“ beschränkt.
GK (ligiert): die Großbuchstaben sind verbunden
GK (nicht ligiert): die Großbuchstaben sind nicht verbunden
Beschriftungen: sofern bekannt, werden Groß- und Kleinschreibung entsprechend wiedergegeben, Zeilensprünge durch Schrägstrich [ / ] markiert

Auflage
In einem ersten Schritt werden nur die eindeutigen Fälle angeführt – etwa, wenn es sich um ein Unikat handelt oder das ursprüngliche Modell, von dem keine Güsse hergestellt worden sind, zerstört wurde. Für die Zukunft sind hier genauere Angaben vorgesehen.

Text
Zum Start des digitalen Verzeichnisses von Georg Kolbes plastischen Werken werden ausgewählte Werke mit Kurztexten versehen. Ein Schwerpunkt der weiteren Erarbeitung wird auf der Vervollständigung der Texte und ihrer Vertiefung liegen.

Standort / Besitz
Angeführt werden die Werke, die sich im öffentlichen Besitz befinden oder an einem öffentlichen Ort aufgestellt sind, sowie Werke in Privatbesitz in nicht spezifizierter Form. In Zukunft ist hier eine differenziertere Darstellung vorgesehen, die nach Möglichkeit auch Angaben zu einzelnen Provenienzen mit einbezieht.

Ausstellungen
Es werden die Ausstellungen genannt, in denen das jeweilige Werk nachweislich gezeigt wurde. In der Regel ist dies möglich, wenn ein Katalog erschienen ist. Zu Lebzeiten Kolbes ist dies bei vielen Ausstellungen nicht der Fall. Einzelne Nachweise können zudem über Ausstellungsrezensionen geführt werden. Angegeben werden Jahr, Ort, Institution, Titel der Ausstellung und sofern vorhanden eine Katalognummer mit folgenden Ausdrücken:
Kat.-Nr.: gibt die im Katalog dem Werk vergebene Katalognummer an
o. Nr.: im Katalog wurde dem Werk keine Nummer vergeben
außer Kat.: das Werk wurde ausgestellt, aber nicht im Katalog aufgeführt (der Nachweis erfolgt mittels Ausstellungsansichten, Zeitungsrezensionen oder Leihverträgen)
o. Kat.: zu der Ausstellung erschien kein Katalog (der Nachweis erfolgt mittels Ausstellungsdokumentationen oder -ansichten, Zeitungsrezensionen sowie Leihverträgen)

Literatur
Die Literatur zu dem jeweiligen Werk wird in zeitlicher Reihenfolge vom frühesten zum spätesten Erscheinungsdatum angeführt. Genannt werden die Seiten, auf denen es erwähnt oder abgebildet wurde, bzw., wenn vorhanden, eine Abbildungs- oder Katalognummer. In vielen Fällen wird in Anführungszeichen ein abweichender Titel oder offensichtlich fälschliche Angaben vermerkt bzw. Abbildungen von Details (Detail) oder Gipsmodellen (Gips). Wenn sich die Zuordnung nicht eindeutig herstellen lässt, ist der Nachweis mit einem (?) versehen.
S.: die Seite, auf der das Werk erwähnt wird
Abb.-S.: die Seite, auf der das Werk abgebildet ist
Kat.-Nr.: die Nummer, die dem Werk in einem Katalog vergeben wurde
o. S.: die Publikation hat keine Seitenzahlen
(?): die Zuordnung zu diesem Werk liegt zwar nahe, lässt sich aber nicht eindeutig herstellen
Detail: das Werk ist im Anschnitt abgebildet
Gips: abgebildet ist das Gipsmodell (die Angabe erfolgt nur, wenn von dem Werk ein Guss bzw. eine Umsetzung in anderes Material, wie Holz oder Stein, hergestellt wurde)
nicht ausgestellt: das Werk wurde im betreffenden Katalog aufgeführt, in der Ausstellung aber nicht gezeigt

Verknüpfte Objekte
Die mit dem jeweiligen Werk „verknüpften Objekte“ werden in einer festgelegten Reihenfolge angezeigt. Es handelt sich dabei zuallererst um Verweise auf andere Werke innerhalb des Werkverzeichnisses und dann um Verknüpfungen mit Sammlungsobjekten des Georg Kolbe Museums: A. Plastiken (P) und Gipse (Gi) / B. Zeichnung (Z) und Grafik (G) / C. historische Fotografien (GKFo) / D. Korrespondenzen (GK).