Werkverzeichnis Georg Kolbe

(Stand: 07.05.2024)

Nach dem Tod seiner Frau schuf Georg Kolbe mit dem „Ruf der Erde“ (W 32.002) und der „Großen Pietà“ (W 29.008) zwei große Figuren zum Motiv der Trauer, die ihren Ursprung noch in seinen kleinen, tänzerischen Bewegungsstudien der 1920er-Jahre hatten. Die kleine erste Skizze der „Pietà“, die auch schlicht nur „Trauernde“ benannt wurde, zeigt schon die charakteristische Haltung einer in sich selbst versunkenen, der Erde zugewandten Frau, deren Arme, Beine und der geneigte Kopf zu einer Kreisform zusammengefasst sind, die sie nach außen schützt, und die auch für die weiteren Versionen bestimmend bleibt. Sie erinnert eher an die Bewegungsfigur einer gymnastisch-tänzerischen Übung als an das traditionell-christliche Bild der Muttergottes, die auf ihrem Schoß ihren Sohn beweint. Der Titel, den ihr Kolbe offenbar erst im Nachhinein gegeben hat, erweitert ihren Bedeutungsgehalt, ohne sie darauf festzulegen.
In anderen Werken, wie dem Kriegerdenkmal Eppeghem (W 16.018), der „Beweinung“ (W 26.031) oder weiteren Entwürfen für eine Pietà in der Grabkapelle Thyssen (W 26.036, W 26.037), blieb Kolbe näher am christlichen Trauer- oder Beweinungsmotiv, bewahrte sich aber auch dort einen eigenständigen Zugriff.
Die kleine Skizze wurde von Kolbe leicht verändert in eine um etwa die Hälfte vergrößerte Version (W 28.021) überführt.