Werkverzeichnis Georg Kolbe

(Stand: 07.05.2024)

Im Oktober 1929 wurde das mittelgroße Modell der „Pietà“ (W 28.021) von der Bildgießerei Noack im Maßstab 1 : 3 vergrößert. Der Gipsrohling wurde von Georg Kolbe wie üblich überarbeitet. Dabei wurde nur der geneigte Kopf leicht angehoben und der rechte Arm näher an das Bein herangeführt. Als Modell mit der besonderen Körperbeherrschung, die die anspruchsvolle gymnastische Körperhaltung verlangte, konnte Kolbe erst für die „Große Pietà“ die ausgebildete Gymnastikerin und Ausdruckstänzerin der „Roten Tänzer“, Eva Rechlin, gewinnen. Dies hatte möglicherweise positiven Einfluss auf die schlüssigere Gestaltung des Ausdrucks von Trauer und Leid, um den es Kolbe nach dem Tod seiner Frau ging. In der Folge wandte er sich zunehmend dem Motiv der einfachen, ruhig stehenden Figur zu, die sein spätes Werk bestimmte.
Ende Mai 1930 unterbreitete Noack einen Kostenvoranschlag für den Bronzeguss, der aber erst im Oktober ausgeführt wurde. Von April bis Anfang Mai 1931 wurde er erstmals im Kunsthaus Zürich ausgestellt, von Mai bis August dann in der Künstlerbundausstellung in Essen und Mitte November bis Mitte Dezember in Kolbes Einzelausstellung in der Galerie Flechtheim in Berlin. Diesen ersten Guss stellt Kolbe in seinem Skulpturenhof auf, wo er sich bis heute befindet.
Für die von der Berliner Nationalgalerie und dem Auswärtigen Amt initiierten Ausstellungsfolge mit verschiedenen Auslandsstationen „Nyere tysk kunst“ (Neuere Deutsche Kunst) bestellte Kolbe im März 1932 einen zweiten Guss, der Anfang Juni fertiggestellt war. Schon nach der ersten Station in Oslo wurde er von der dortigen Nationalgalerie angekauft und vor dem Museum aufgestellt. Eine dritte Bronze, die für Kolbes Einzelausstellung in der Kestner-Gesellschaft in Hannover Anfang 1933 vorgesehen war und den Titel des Kataloges zierte, wurde noch vor Ausstellungsbeginn von Fritz Beindorff, dem Vorsitzenden der Kestner-Gesellschaft für die Stadt Hannover angekauft. Zunächst für eine öffentliche Aufstellung im hannoverschen Stadtwald vorgesehen, kam sie dann aber während der „Jadega“ 1933 (Jahresschau Deutscher Gartenkultur) als Teil eines Skulpturenprogramms in den neu gestalteten Stadtpark, wo sie nach einigen Umwegen seit langem wieder aufgestellt ist.