Werkverzeichnis Georg Kolbe

(Stand: 07.05.2024)

Wie sein Pendant „Morgen“ (W 25.029) wurde der „Abend“ 1925 für die Ceciliengärten in Berlin-Schöneberg ausgeführt, einer Reformwohnanlage für die Arbeiter und Angestellten der Berliner Straßenbahn, die 1924–26 von Heinrich Lassen erbaut wurde. Dort standen sich beide zunächst noch als „Cecilienstatuen I und II“ auf der zentralen Grünfläche einander zugewandt gegenüber. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der „Abend“ 1945 an den Wittenbergplatz in Berlin-Schöneberg versetzt, 1954 dann wie der „Morgen“ in den Rudolph-Wilde-Park beim Rathaus Schöneberg, bevor beide 1990 an ihren ursprünglichen Standort zurückkehren konnten.
Der Entwurf des „Abend“ ist auf einer Porträtaufnahme von Georg Kolbe dokumentiert (W 25.030). Bevor Georg Kolbe die endgültigen Formen herstellte, hatte er vor Ort mit zwei seiner älteren Arbeiten, der „Verkündung“ (W 24.007) und der „Gedächtnisfigur für ein junges Mädchen“ (W 21.019), die Aufstellung erprobt. Im Ergebnis wurden die Figuren größer dimensioniert, die Travertinsockel indes wurden nach Aufstellung der fertigen Bronzen verkleinert. In ihrer Gestik von Händen und Armen nahmen „Abend“ und „Morgen“ das von Kolbe zuvor in seiner sogenannten „expressionistischen“ Phase entwickelte Ausdrucks-Repertoire auf. Die hingegen nicht mehr wie bis dahin stilisierte, gespannte, sondern lockerer modellierte Oberflächenbeschaffenheit stieß in der Berliner Kunstkommission auf Kritik.