Transkription

26.XII 23 Berlin W 10
von der Heydt Str. 7

Sehr geehrter Herr Farenholtz,

Ihre Sendung und eine solche von
Ihrem Bankhaus kamen gestern
wohlbehalten an. Die 125 Gulden buche
ich gern als Ausgleich der kleinen
Statuette. Das Bankhaus sandte mir
1100 Mark, davon 800 in Billionen-
scheinen, also Papiermark. Ich glaube
nicht, dass Sie solchen Auftrag gegeben
haben und bemerke es deshalb, weil die
Banken sich heute alles leisten –
hätte ich Zeit (muss aber eben wegreisen),
so würde ich diese Scheine der Bank
zurücksenden, als Protest.

So will ich es aber dabei lassen und
nur noch bemerken, dass jetzt alle
Magdeburger Käufe bis auf Mk 200
beglichen sind; vielleicht behielt sie die
Bank auch noch gegen die Absicht
der Einzahler zurück. Die Rechnung lautet:

1 Sklavin (1) = 800 Mk gez. mit 190 $
1 Statuette = 200 " " " 125 hfl.

1 Hockende = 800 "
1 Meerweib(2) = 800 " angezahlt von Ihnen pers. 500 Mk
1 Knieende = 160 " von der Bank obige 1100 "
1 Zeichnung = 40 1600
1800

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Ihren Besuch kürzlich zu verfehlen bedauerte
auch ich recht sehr, zumal die kleine
Javanerin(3) mit einer so süssen Trommel
geschmückt war. Ich freue mich nun zu hören,
dass Ihnen die goldene Gewandfigur
gefallen hat, wie sie ja schon Ihrer Gattin
gefiel. Ein zweiter Guss könnte für 500 $
oder deren Gegenwert in Goldmark
hergestellt werden. Diese Technik erfordert
viel Arbeit, die Oberfläche der ganzen Figur
ist gehämmert und gemeisselt – also nicht
nur einfache Gussoberfläche –

In Erwiderung Ihrer freundlichen Wünsche
begrüsse auch ich Sie und Ihr Haus
herzlichst zum neuen Jahr

Als Ihr ergebener Georg Kolbe

Anmerkungen

  1. Werk Georg Kolbes, "Sklavin", 1916, Bronze

  2. Werk Georg Kolbes, "Meerweibchen", 1921

  3. Werk Geog Kolbes, Malaiin, 1916