Transkription

Hierlshagen
30. VIII 44

Liebe gute Julia, Ihre 3 Fl. [Flaschen]
Sendung, dieser köstliche will-
kommene Tankstoff kam
gestern wohlbehalten zu uns,
mich herzlich erfreuend und
in einigen Schlucks schon ge-
stärkt habend. Ich trank sie
auf Ihren Geburtstag und werde
nach und nach alle 3 Fl. auf
Ihr Wohl leeren. Wie gut sind
Sie zu mir!

Ihre Schreckenstage liegen
nun schon wieder 3–4Wochen
zurück. Welche Genugtuung,
dass Ihre Wohnung verschont
blieb. Welch' Jammer, so zerrüttete
Möbel! ich erlebe es in diesen
Tagen wieder, da meine damals

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nach Schlesien geretteten
Reste wieder umquartiert werden
mussten. Ich habe sie nun hier
im Lager unterstellen dürfen –
aber in welchem Zustand sah ich
sie wieder. Oft meine ich, es sei
besser gewesen, alles durch Brand
vernichtet zu wissen. Was soll
eigentlich das Ganze, frage ich –
wozu diese Pein?

Mit der Arbeit geht es durchaus
zeitgemäss. Eine kleine mühe-
voll errungene Arbeit lege ich
im Bilde bei. Weitere sollen
bald aufgenommen werden. –

Verzeihen Sie die grausliche Form
meiner Mitteilungen – die Augen
geben wirklich nicht mehr her,
und auch sonst ist mein Gemüt
recht schwer belastet. – Ich weiss,
Sie verstehen mich. Wir wollen
versuchen, gesund zu bleiben – viel-
leicht wird dadurch ein Wieder-
sehn ermöglicht! Mit treuen

[Einfügung linker Rand, senkrecht]
dankbaren Grüssen stets Ihr Georg K.