Transkription

(Prof. Dr. h. c. Georg Kolbe, Berlin-Charlottenburg 9, Sensburger Allee 25, Fernsprecher 99 49 28)

21.X 43

L. J., eben wollte ich nach
Ihrem Befinden fragen, als die
Radi ankamen. Ich freute mich
so sehr, von Ihnen zu hören u. Futter
zu erhalten. Vielen Dank! Wie gut,
dass Ihr Heim verschont blieb.
Was für Zeiten!!! Bisher gab es hier
keine Grossangriffe mehr – doch zittern
wir beständig vor neuem Terror.

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Ich bin natürlich inzwischen wieder
an die Arbeit gegangen, es ist sonst
nicht auszuhalten. Jedoch etwas
Jenseits mutet das Dasein einen
an. Ich würde mich gern mit
Rotwein betäuben, aber s'ist
keiner da. Von Aschaffenburg hörte
ich noch nichts. Würden Sie einmal
mahnend bitten? Ich bin schon der
reine Bettelhund geworden u. verachte
mich leise – Will aber doch leben.

Möge es eines Tages noch einmal
ein Wiedersehn geben, nicht wahr?
Getreu u. herzlich Ihr alter GK

[Einfügung linker Rand, senkrecht]
Die Operation i.[ist] nochmals vertagt.