Transkription

Leipzig am 14. Juni 1902

Lieber Freund, daß ich Sie sobald wieder hier haben soll, ist ganz prächtig;
behalten Sie ja die schon bestimmte Zeit im Auge, damit sich nichts ändert.
Und besonders freue ich mich, daß wir nun diesmal länger zusammensein
können. – Mein Besuch in Dresden ist mir scheinbar verboten – wenigstens
klingt es so in Ihrem Briefe. Da Ihr Bruder aber nicht dort anwesend ist,
würde auch etwas fehlen, und so ist es gut, dass wir Sie bald hier sehen
und bald darauf sogar mit Frau. Mit dem Harz wird wohl garnichts?
Können Sie nicht dann einige hier Tage, bevor Sie ins Amt zurückkehren
werden, hier in Leipzig oder Umgebung bleiben? Wir suchen auch schon immer
nach einem Sommeraufenthalt in der Nähe, konnten freilich noch
nichts finden. – Hiermit sende ich die Bücher zurück, obwohl ich sie
beide nicht recht ausschöpfen konnte, da es eben nicht „Lektüre“ ist, man muß
solch ein Buch haben, wenn man es im Augenblick praktisch braucht.
Herrn Keduse[?] meinen besten Dank und ebenso auch Ihnen, lieber
Freund. Sie werden bei uns recht herzlich willkommen sein,
beide freuen wir uns, einige Stunden mit Ihnen zusammen sein.

Auf baldiges Wiedersehen immer Ihr treuer
Kolbe