Transkription

Berlin d. 23.XI 46

Mein lieber Freund Lemperle,

gestern hatte ich den überraschenden Besuch
Ihrer lieben Frau u. freute mich über alle
Berichterstattung über Ihr Leben. Ganz grossen
Eindruck machten die Bilder mit den Kindern.
Man ist einfach erschlagen, solche Schar
zu sehen, und die Freude über diesen
Nachwuchsreichtum stellt die Versorgungs-
u. Erziehungsmühen in den Schatten. Ihre
Frau hat so lieb und ruhig erzählt!

Gott segne Euch weiter!

Inzwischen erreichte mich auch Ihr guter

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(Prof. Dr. h. c. Georg Kolbe, Berlin-Charlottenburg 9, Sensburger Allee 25, Fernruf: 99 49 28) 97 84 44

langer Brief vom 5. mit dem Einblick
in Ihre Tätigkeit. Es ist schön, dass Sie sich
so einarbeiten – für eine geraume Zeit wird
dies ja auch so bleiben müssen – aber später
soll es doch wieder möglichst wie früher werden.
Ich sprach auch mit Ihrer Frau davon. Berlin
ist schrecklich, aber – lebensvoll. Jedenfalls
müssten Sie wieder nach einer grösseren Stadt
suchen – in den kleinen wartet der Erstickungs-
tod. Nun, es hat noch eine Weile Zeit, u. wer
weiss, vielleicht wird es doch Berlin werden?

Wie schön wäre das. Leben Sie wohl, mein Freund,
für Gottfrieds Gruss bedanke ich mich besonders, u.
auch f. d. Milch, die gestern ankam. Immer Ihr GK