Transkription

(Prof. Dr. h. c. Georg Kolbe, Berlin-Charlottenburg 9, Sensburger Allee 25, Fernruf: 99 49 28)

31.III 43

Mein lieber Lemperle, wie froh
war ich über Ihren Brief vom 15.,
möchten Sie doch nur noch ein „kleiner
Gen. Unruh“ sein! Inliegend schicke
ich ein paar Fotos – gottlob ist ab
morgen die Sendeerlaubnis auf 100 gr
erhöht. Alles, was Sie fragen, schicke
ich herzlich gern, das ist mir doch eine
Freude, wenn Soldaten draussen
meine Arbeiten haben wollen.

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Ich rief natürlich gleich Ihre Frau an,
um etwas über die Kinderverschickung
zu hören und kann nun die Schwere
dieser ganzen Sache mitfühlen. Als
Ärztin ist Ihre Frau wirklich in einer
harten Lage – ich kann ihre Unent-
schlossenheit durchaus begreifen. Wir
wissen ja nicht, wie lange der Kampf
dauern wird. Die Angriffe werden leider
recht penetrant und gefährlich. Den
Kopf darf man evtl. verlieren, aber das
Herz muss standhalten. In aller
Herzlichkeit und Treue

Ihr Georg Kolbe

[Einfügung linker Seitenrand]
Vielen Dank für die Cigarretten-
Spende – sehr willkommen!