Transkription

Berlin-Lfde.-W.[Lichterfelde-West]
Kamillenstr. 2
14. IV.42.

Lieber, verehrter
Herr Prof. Kolbe!

Morgen ist Ihr 65. Ge-
burtstag. Dreimal habe
ich zu „runden“ Wiegen-
festen öffentlich das Lob
Ihrer Arbeit singen
dürfen – da es diesmal nicht
sein kann u. ich publizistisch
„im Zuge der Zeit“ immer
weiter in den Schatten
sinke, möchte ich Ihnen
wenigstens persönlich sagen
dürfen, daß ich mit herzlichen
guten Wünschen Ihrer gedenke.

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Ihr Lebenswerk gehört zu
der stillen, helfenden Lebens-
begleitung, wie wir sie jetzt
in besonders hohem Maße
brauchen, u. wenn ich Ihrer ge-
denke, so kann es nur in
herzlichster, vertrauender
Dankbarkeit geschehen.
Mir liegt besonders daran,
Ihnen das wieder einmal
nachdrücklich auszusprechen,
weil ich weiß, daß Sie
immer ein wenig daran
zweifeln, ob meine von
Natur kritisch gestimmte
Art überhaupt der Verehrung
und der Treue fähig sei.
Aber ich weiß, „daß einzig (1)

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die Treue das erschütterte
Herz über dem Strudel
erhält“ und bin mit den freundlichsten
Wünschen für Ihr Leben u.
Ihre Arbeit

Ihr aufrichtig ergebener
Carl Georg Heise

Anmerkungen

  1. Zitat aus einer Elegie/Gedicht von Rudolf Alexander Schröder