Transkription

(Dr. med. Artur Hochheimer, Spezialarzt für Chirurgie und Frauenleiden, Fernsprecher Nr. 2053, Bocholt i. W., Osterstrasse 64), den 24. III. (19)32

Sehr geehrter Herr Professor!

Wenn ich mir die Freiheit nehme, an Sie zu schreiben, so geschieht
es deshalb, weil ich Ihre Kunst schon verehre, seitdem ich um das Jahr 1905
herum bei Gladenbeck(1) in der Leipziger Strasse Ihre Plastiken(2) zuerst sah, und
weil ich Ihren Artikel(3) in der „Brücke“ des Berliner Tageblatts gelesen habe. Ich
würde mich freuen, wenn es mir möglich wäre, ein Werk von Ihnen direkt
zu erwerben. Dass die allgemeine Krise sich auch bei mir bemerkbar macht, darf
ich nicht unerwähnt lassen. Ohne Ihren Artikel in der Brücke hätte ich gar
nicht gewagt, an Sie zu schreiben. Inbetracht käme nur ein Werk kleineren
Formats zum Aufstellen auf dem Schreibtisch oder ähnl.[ähnlichem] geeignet. Wenn es nicht
so schwer wäre, ausserhalb der Grossstädte gute Kunstwerke zu erstehen und der
Kunsthandel nicht so verteuernd wirkte, würde auch heute noch mancher

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Liebhaber nicht nur Kunstzeitschriften betrachten, sondern auch den Genuss
des Besitzens kosten wollen. Aber in Kleinstädten fehlt es zu sehr an Gelegen-
heiten, u. was bei gelegentlichen Ausstellungen gezeigt wird, ist an Qualität
zu gering und an Preisen zu hoch.

Wenn es Ihnen möglich sein sollte, meinem Wunsche zu entsprechen,
so bitte ich um nähere Angaben, wenn möglich mit Abbildung.

In hoher Verehrung begrüsst Sie
ergebenst

A. Hochheimer.

Anmerkungen

  1. H. Gladenbeck & Sohn, Bildgießerei, Aktiengesellschaft. Das Verkaufslager befand sich 1905 in der Leipziger Straße 111.

  2. nicht nachweisbar

  3. wahrsch. Georg Kolbe: Stillhalte-Betrachtungen eines Bildhauers, in: Berliner Tageblatt, 25.12.1931 (Beil.: Berliner Tageblatt und Handelszeitung/Die Brücke, Mosse, Berlin 1931)